92-115 Die Berauschung der Sakhīs mit Madhu

92-93 Wenn sie Kādambarī (Honig aus Kādamba-Blüten) trinken, rollen die blühenden Augen der Vrāja-Sundarīs und färben sich an den Rändern rot. Ihr Gesichtsduft lockt die Bienen an, ihre zarten Lippen zeigen ein mondstrahlendes Lächeln, und das Madhu verstärkt ihre unglaubliche Ausstrahlung und Schönheit. So werden diese hübschen Gesichter zu den Trinkgefäßen, die Kṛṣṇas Durst löschen!

Ṭīkā: Während man madhu trinkt, wächst der Durst. Aber es ist die Schönheit der Sakhīs, die Kṛṣṇa berauscht! Also küsst er ihre süßen Lippen, um mehr von ihrem adhara-madhu zu bekommen.

94 In ähnlicher Weise werden Kṛṣṇas Lippen die Trinkgefäße für die Mṛga Locana Vrāja Kiśorīs, die ebenfalls von kāma berauscht sind!

Ṭīkā: Madhu bewirkt, dass die schüchterne, widerstrebende Natur der Gopīs eine Kehrtwendung macht. Doch Madhusūdans süße Lippen berauschten sie zutiefst.

95 Inzwischen bringen Vṛnda und ihre Gehilfen eine Auswahl an Snacks und Getränken.

Ṭīkā: Beim Trinken von Madhu erwacht der Hunger. Die Appetithäppchen, die die Wirkung des madhu stimulieren, werden Vidamśa genannt.

96-97 Aber Vṛnda und ihre Sahacharīs werden einfach durch die darśana mādhurī von Rādhā Kṛṣṇa und den Sakhīs betrunken, die das Vidamśa mit dem madhu genießen.

Für Kṛṣṇa in seinem betrunkenen Zustand sind die Lippen der Gopīs das Vidamśa. Aber wenn alle durch das Küssen betrunken werden, und wegen des Madhu, stellt sich Verwirrung ein. Dann geht die Fähigkeit zu erkennen, was das Madhu und was die Vorspeise ist - und wer der Liebende und wer der Geliebte ist - verloren!

Ṭīkā: Dieses Śloka erinnert an ein interessantes Siddhānta (aus CC 1.4.56)

rādhā-kṛṣṇa eka ātmā, dui deha dhari'
anyanye vilase rāsa āsvādana karī

Rādhā und Kṛṣṇa sind eine ātma, die zwei Körper werden, um Prema Vilāsa zu genießen.

Da sie also nicht verschieden sind, ist Kṛṣṇa Rādhā, und Rādhā ist Kṛṣṇa. Daher verhält sich Rādhā manchmal wie Kṛṣṇa, und umgekehrt. In Kṛṣṇahnika-kaumudī's Madhu-pāna Erzählung gibt Śrīla Kavi Karṇapūra das folgende Beispiel dafür: Während des Höhepunkts der Trennung lässt Rādhā's intensive Kṛṣṇa-Meditation sie glauben, dass sie Kṛṣṇa ist!

Dann denkt auch Kṛṣṇa, dass er Rādhā ist. Aber aufgrund der berauschenden Wirkung des Madhus findet dieses bemerkenswerte Ereignis nun statt. So spricht Rādhikā mit einem madhura-Lächeln zu Kṛṣṇa: "Hey Rādhe!"
und Kṛṣṇa antwortet: "Hey Kṛṣṇa!"
Rādhā fragt: "Oh, bist du meine Dāsī?"
Kṛṣṇa sagt: "Na, na! Du bist mein Prāṇa - ich kann ohne dich nicht leben!"

Dann beginnt Rādhā Kṛṣṇa's rati keli und dieser Rollentausch erreicht seinen ekstatischen Höhepunkt im Viparīta vilāsa! (Kṛṣṇahnika-kaumudī 6.63-64)

98 Der kombinierte Rausch von Kāmadevas Quelle, dem Madhu und Kṛṣṇas Berührung verwüstet die Vrāja taruṇīs völlig!

Ṭīkā: Vasanta Madana erweckt die erotischen Begierden einer sundarī Ramaṇī, und das tut auch die Madhu - doch die berauschendste Wirkung kommt von der mohanīya (bezaubernde) Berührung von Madana Mohan! Wie viel können die Gopīs also ertragen?

99-101 Die Gopīs sind vegen Vāruṇī betrunken, so dass sie nicht bemerken, wie ihre Kleidung und ihr Schmuck entschwinden. Manchmal lachen sie laut oder klagen ohne Grund, und manchmal stellen sie Fragen, die nie gestellt wurden!

Der Madhu handelt als Kṛṣṇas lieber Freund. Denn ohne jede Anstrengung geschieht alles, was für seinen Kandarpa Vilāsa günstig ist, automatisch: Die Gopīs nähern sich ihm, ihre Kleider fallen ab, ihre Haare lockern sich und ihre Stimmen verstummen!

Außerdem erfreuen die sulocanā Gopīs Kṛṣṇa mit ihren roten Augen, ihrem schwankenden Gang, ihrem duftenden Atem, ihren Scherzen, ihrem ruhelosen Blick und ihrem vorwärtsgewandten Verhalten, die durch das Trinken der drei Arten von madhu verursacht werden.

Ṭīkā: Die drei Arten von madhu sind 1) vṛkṣaja, d.h. aus Baum Saft hergestellt, 2) phalaja, aus Fruchtsaft hergestellt, und 3) guḍaja, aus Melasse und Gewürzen. Die Gopīs sind jedoch auch berauscht vom Wein der Kṛṣṇas Schönheit, seinem saundarya-madhu, und dem Wein seiner Lippen, oder adhārā-madhu.

102-109 Die kamālā nayanā Gopīs verbergen den tiefen Kṛṣṇa anurāga in ihren Herzen und bewahren ihn mit ihrer weiblichen Schüchternheit. Doch durch den Einfluss des Madhu wohnt dieser anurāga nun in ihren Lotusaugen! Währenddessen platzt eine navīna Kiśorī mit rollenden Augen, die zum ersten Mal betrunken ist, wahnsinnig heraus:

"Oh La-la-lite! Si-i-i-i-e-e-e!
Rādhā Shya-a-a-a-m-a bew-bew-bewegen sich
mit dem Him-Him-Himmel, a-a-und dem Waa-Waa-Waald!
Die E-e-e-erde dreht si-i-ich! Wa-wa-a-was ist looooos??"

Kṛṣṇas Surata keli lalāsita lola locana (berauschte rollende Augen, die sich nach rati keli sehnen) bittet die Gopīs. Ihre Pupillen schwirren wie verrückte Bienen, die in einem roten Lotus gefangen sind, der sich in der Brise wiegt.

So vergnügt sich Madhusūdan mit den Sakhīs wie ein rührseliger Madhukara, der durch ein Lotusfeld wandert!

Rādhā und Kṛṣṇa werden von zwei Freundinnen bedient:
dem Wunsch nach Rati vilāsa
und dem Wunsch zu schlafen.
Aber die Sakhīs wollen einfach nur schlafen.

Kuṇḍalatā versteht Śrī Yugala Kiśoras amouröse Stimmung und schickt Padma Locan Kṛṣṇa los, um Āśoka-Blumen für Śrīmatis Ohren zu sammeln.

Währenddessen wird die müde Rādhā mit rollenden Augen von ihren Dāsīs zu einem speziellen Nikuñja in Lalitās Laube begleitet, wo sie auf ein Blumenbet gelegt wird.

Kuṇḍalatā denkt: "Wenn Kṛṣṇa geht, werden die Sakhīs gehen, um in ihren jeweiligen Kuñjas zu ruhen. Dann kann Kṛṣṇa Rādhā privat treffen (Kṛṣṇa wird Rādhā suchen, um sie mit den Āśoka-Blumen zu schmücken, und sie allein finden).

Die Mañjarī eskortieren Swāminī-jī zum Padma Mandir in der südwestlichen Ecke von Lalitās Laube. Dann beginnen sie mit ihren Cāmaras zu fächeln und ihre Lotosfüße zu massieren.

110-114 Die Körper der Sakhīs sind wohlriechend, aber sie sind es noch mehr, wenn sie gähnen. Mit rollenden Augen und schläfrig, stolpern sie in ihre jeweiligen Kuñjas und schlafen ein.

Die Sakhīs Śayana Kuñjas sind reichlich mit Lotusblumen und anderen Blumen geschmückt, zusammen mit Guñjā-Kränzen und Blumenstängeln. Die Betten sind aus weichen Blättern gemacht und mit Lotosblüten und Blütenstaub bedeckt. Daneben stehen duftende Wasserflaschen und Pān-Behälter. Die Bienen schwirren hin und her, angezogen von den Blumen. So kommt jede Padma Vadana (lotusgesichtige) Sakhī in ihrem eigenen Kuñja an, flattert mit ihren Augen wie ein Kolibri, fällt ins Bett und schläft ein.

115 Als Ergebnis von Śrī Rūpa Goswāmīs reifer Sevā, die durch das Trinken des Madhu zu Śrī Caitanya Devas Lotosfüßen erweckt wurde, auf Bitten von Śrī Raghunātha Dāsa, in der Gesellschaft von Śrī Jīva und mit dem Segen von Śrī Raghunātha Bhaṭṭa, endet hier das vierzehnte Kapitel des Govinda-Līlāmṛta.

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