105-116 Rādhikās Stirn und Haare

105 Viśākhā fragt: "Ist dies das Mondsilber, das Rāhu mit seinen stechenden Zähnen zerschnitten hat? Na, na, es ist Rādhikās schöne Stirn, die zwischen ihren Haaren und Augenbrauen ruht!"

106 Campakalatā ruft aus: "Rādhikās Stirn sieht prächtig aus zwischen ihren Augenbrauen und lockigen Locken, wie ein goldenes Mādhavī-Blatt, das von rastlosen Hummeln umschwirrt wird. So überstrahlt sie ein Neumond-Silber."

107 Citrā sagt: "Aho! Hat der Schöpfer auf Rādhā's Stirn geschrieben: 'Guṇa maṇi Kṛṣṇa ist Rādhā's vallabhā' und 'Kṛṣṇa ist Rādhā's anurāga Balli'? Die dort ruhenden Kasturī-, kuṅkuma- und Candan-Entwürfe scheinen dies sicherlich zu verraten."

Ṭīkā: Hier gibt Citrā-sundarī die Bedeutung von Rādhikās kāma-yatra Tilak und den Kasturī- und Candan-Mustern, die ihre Stirn schmücken.

108 Beim Anblick von Rādhā's schönem zinnoberroten Tilak und der zinnoberroten Linie in ihrer Haarpartie (die durch ihren purpurroten Schleier hindurchschaut) fragt Tuṅgavidyā: "Ist dies Amors kupferne Arghya-Schale, die er während der Pūjā benutzt, während seine Hände verschiedene Mudras zeigen, die von einem roten Tuch bedeckt sind?"

109 Raṅgadevī fügt hinzu: "Rādhā's lockiges Haar ist wie ein dichter Wald, in dem der verrückte Baby-Elefant von Kṛṣṇa's Geist umherwandert. Das sindūra (Zinnoberrot), das von den Schläfen des Elefanten fällt, bildet den roten Pfad, der Rādhās Haar teilt.

Ṭīkā: Kleine Elefanten sind mit sindūra geschmückt. Doch als ein plötzlicher Windstoß den Schleier, der Rādhās Kopf bedeckt, wegbläst, sieht Raṅgadevī ihren schönen Teil und spricht gefühlvoll diesen Vers aus.

110 Sudevī ruft aus: "Seht, Rādhās helles Mondgesicht und ihr dunkles Haar haben ihre Feindschaft aufgegeben, um friedlich zusammen zu wohnen. Dennoch haben sie immer noch Angst voreinander. Um sich zu schützen, hat Rādhās krauses Haar eine Phalanx aus krausen Locken errichtet, und ihre mondsilberne Stirn hat ihren Glanz verstärkt."

111 Mādhavī sagt: "Sind die kräuselnden Haare, die über Rādhikās Stirn fallen, nicht wie ein Bienenschwarm, der das madhu aus ihrer Mukhāravinda saugt? Doch als Madana Mṛgāri (Amor, der Jäger) dies bemerkte, benutzte er sie als Netz, um Kṛṣṇas hirschähnlichen Geist einzufangen!"

112 Vasantī ruft aus: "Wenn Rādhikā über Kṛṣṇa meditiert, sprießen unzählige Schlingpflanzen aus ihrem Geist. Aber aufgrund ihres Kṛṣṇa-Bewusstseins wurden sie schwarz. Dann, als Rādhikā sie mit ihrem Premāmṛta besprengte, wuchsen sie länger und länger. Diese schwarzen Schlingpflanzen sind ihr schönes Haar."

Ṭīkā: Die Farbe von Anurāga ist rot. Daher waren auch Rādhās unendliche Gedanken rot. Doch aufgrund ihrer ständigen Versenkung in Kṛṣṇa wurden sie schwarz. Dann wurden sie von ihrem Premāmṛta befeuchtet und wuchsen zu langen, feinen schwarzen Haaren.

113 Vṛnda Devī sagt: "Rādhās Haar ist wie eine schwarze Camara, die die Eleganz der Schwanzfedern eines Pfaus übertrifft, und doch zeigen sie die Majestät von Viṣṇus Opulenz. Außerdem schützt dieses glänzende Haar die Devatās, um die Residenz von Śivas besserer Hälfte zu bilden!"

Ṭīkā: Das Wort Keśa ("Haar") bedeutet auch Viṣṇu. So wie Viṣṇu das Universum erhält, nähren die amṛta-ähnlichen Eigenschaften von Rādhikās Haar Kṛṣṇas Freude. Daher ist die Freude der Sakhīs auch dort zu finden.

114 Dhaniṣṭhā erkundigt sich: "Nachdem Rādhikā Devī Kṛṣṇas schönen Śyāma-Glanz mit ihrem Geist und ihren Augen genossen hat, hat sie ihn mit ihrem Haarknoten gebunden?"

115 Lalitā sagt: "Als Rādhā ihre Hand senkt, erscheint ihr Veṇī-Geflecht wie der Triveṇi (der Ort, an dem sich die drei Flüsse Gaṅgā, Yamunā und Saraswati in Prayāg treffen): die roten Juwelen leuchten wie die Saraswati, die weißen Girlanden erscheinen wie die Gaṅgā und ihr Veṇī selbst ist die Yamunā."

116 Rūpa Mañjarī sagt: "Nachdem Rādhā vilāsa mit Kṛṣṇa genießt, bringt ihr zerzaustes, lockiges Haar die Rehe dazu, ihre schönen Schwänze zu verschmähen und beschämt zu den Bergen zu laufen! Selbst die Pfauen fliehen und verfluchen ihre eleganten Schwanzfedern."

Ṭīkā: Als Rasika Śekhara sieht, dass Rāi-Vinodinīs Gelassenheit zurückkehrt, wünscht er sich, den Charme ihrer gewölbten Augenbrauen wieder zu genießen. So zwinkert er Rūpa Mañjarī zu und sie beschreibt Śrīmatīs Haar nach rati keli. Warum fliehen die Pfauen und die Rehe? Vielleicht könnte ihnen jemand auf den Schwanz spucken, nachdem er in diesem süßen Moment den Darśan von Rāis schönen, geöffneten Locken hatte!

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