Hat Moses uns belogen -1 ?

Das Deuteronomium veranschaulicht vielleicht sogar am besten, was die Bibel als Ganzes ist und wie ihre Texte - ihre einst einzelnen Schriftrollen und Codices - zueinander in Beziehung stehen. 

Deuteronomium 1-11 stellt Mose dar, wie er die Ereignisse aus der Wüstenzeit nacherzählen würde, als eine Art Zusammenfassung dessen, was vor dem erzählerischen Schauplatz dieses Buches kam, wo die Israeliten nun auf den Ebenen von Moab versammelt sind, etwa 40 Jahre nach Beginn der Wüstenzeit. Hier würde sich "Mose" an das Volk wenden:

Jehova, unser Gott, sprach zu uns am Horeb und sagte: "Ihr habt euch lange genug auf diesem Berg aufgehalten. Kehrt um und macht euch auf den Weg in das amoritische Bergland und in alle seine Nachbarorte. Geht und nehmt das Land in Besitz, das Jehova euren Vätern geschworen hat.

Und ich sagte damals zu euch: "Ich kann die Last, die ihr zu tragen habt, nicht allein tragen. Jehova, euer Gott, hat euch vermehrt, und ihr seid heute hier so zahlreich wie die Sterne am Himmel... Wie kann ich eure Mühen, eure Last und euren Streit allein ertragen? Wählt aus jedem eurer Stämme Männer aus,
die weise, einsichtig und kenntnisreich sind,
und ich will sie zu euren Oberhäuptern ernennen."
Sie antworteten mir und sprachen: "Was du zu tun gedenkst, ist gut."

Da nahm ich eure Stammesführer, weise und kenntnisreiche Männer, und ich ernannte sie zu Häuptern über euch. . . Und ich beauftragte eure Richter zu jener Zeit und sagte: "Hört euch eure Mitmenschen an und entscheidet gerecht zwischen jedem Menschen,
ob er ein Israelit oder ein Ausländer ist.
Ihr sollt nicht parteiisch sein im Urteil: Hört die Niedrigen und die Hohen gleichermaßen an. . ."

So unterwies ich euch damals über alles, was ihr tun solltet. Und wir brachen vom Horeb auf und zogen durch die große und schreckliche Wüste. (Dtn 1,9-19)

In der ersten Ansprache "des Mose" an die versammelten Israeliten in den Ebenen von Moab erzählt Mose ihnen also erneut, was kurz vor ihrem Aufbruch vom Horeb geschah. 

"Damals", so erinnert Mose sie, hatte er aus den Stämmen Richter ausgewählt, 
"weise, einsichtige und kenntnisreiche  Männer", die ihre Fälle beurteilen und Mose selbst von dieser Last befreien sollten. 

Schön und gut. Aber dieses Ereignis war schon früh erzählt worden war, "zu jener Zeit", von der Mose spricht. 
Zuerst das geschah nicht dort, wo "Mose" sagt, dass es geschah - am Horeb, kurz bevor die Israeliten aufbrechen sollten! Die Auswahl der Richter geschah noch vor der Ankunft der Israeliten am Horeb, während sie noch in Rephidim waren! Dies wird in Exodus 18:13-27 erzählt.

Es wäre möglich, dass nach lange und schwierige 40 Jahre Moses Gedächtnis nachgelassen hätte. 
 Nichtsdestotrotz "Mose" hatte gerade zweimal mit Nachdruck "zu jener Zeit" gesagt hatte, als ob er sein Gedächtnis völlig im Griff hätte. Aber es geschah nicht "zu jener Zeit" - zumindest nicht nach Exodus 18.

Jedenfalls beim Lesen von Exodus 18:13-27 fehlt etwas noch Beunruhigenderes auf. Mose hatte sich in ein paar anderen Details geirrt. Am auffälligsten ist, dass es von Anfang an nicht einmal sein Plan war!

Quelle: Did Moses Lie to Us? A Textual Journey (Part 1)

 

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