Martin Noths Arbeit bzgl. D-Quelle nach Wellhausen

Die Unterscheidung zwischen vorexilischen und nachexilischen Themen - vor und nach 587 v. Chr. - innerhalb einer Quelle, um ihre Kompositionsgeschichte besser zu verstehen, ist besonders wichtig. In dieser Hinsicht sollte die Arbeit von Martin Noth zu D nicht unerwähnt bleiben. Noth war der erste, der feststellte, dass
die starke theologische Betonung
und der Ton des Buches Deuteronomium
in der Tat nicht in den anderen vier Büchern des Pentateuch vorhanden war,
sondern eher in den Büchern, die folgten. 

So vermutete Noth, dass derjenige, der das Buch Deuteronomium geschrieben hat, auch die Bücher Josua bis Könige geschrieben hat. Obwohl Noth einen einzigen exilischen Autor für dieses Werk vorschlug, sind sich die Gelehrten heute einig, dass D zwei Hauptausgaben durchlief,
   eine vorexilische Ausgabe, die die großen levitischen religiösen Reformen des Königs Josia feierte und darin gipfelte,
   und eine exilische Ausgabe, die nun den Niedergang und Fall Jerusalems, seines Tempels und der davidischen Linie zu berücksichtigen hatte. 

Daher erkennen viele Gelehrte ein D1 und ein D2 an - letzteres spiegelt die neue historische Situation wider, die durch den Fall Jerusalems 587 v. Chr. ausgelöst wurde und die nun eine Neuinterpretation der Geschichte Israels, wie sie in D1 dargestellt war, erforderte. 

So malt das exilische D2 eine Geschichte, die unheilvoll auf ihre Zerstörung zusteuert, indem es Passagen von prophetischem Untergang und Katastrophen in das optimistische josianische D1 einfügt, das die deuteronomistischen Schriftgelehrten unter Josia 20 Jahre zuvor beflügelt hatte. 

Wir müssen bedenken, dass wie D auch andere Quellen, die in der vorexilischen Zeit verfasst wurden, während der exilischen/nachexilischen Zeit Revisionsphasen durchliefen, und die Form, in der wir sie jetzt haben, repräsentiert diese Tatsache.

Siehe Modern challenges to the Documentary hypothesis